Ich hatte in einem vorherigen Beitrag geschildert, dass der Schlüssel zu einer nachhaltigen Atmung beim Kraulen darin liegt, richtig auszuatmen (Atmen beim Kraulen, Teil I). Das ist zwar eine wesentliche Grundvoraussetzung für das Langstreckenschwimmen, aber leider noch nicht die ganze Miete. Hinzu kommt noch die richtige Atemtechnik, also die Frage, wie ist der richtige Bewegungsablauf, um den Mund möglichst effizient aus dem Wasser an die Luft zu führen.

Und damit sind wir eigentlich schon mittendrin in der Thematik. Denn es geht darum, den Mund aus dem Wasser herauszubewegen, nicht den Kopf. Aber wie immer, eins nach dem anderen.

Nach meiner Erfahrung ist es den meisten Kraulschwimmer:innen zumindest intuitiv klar, dass die Rotation des Körpers um die Längsachse ein wesentlicher Teil einer effizienten Kraultechnik ist. Und dass der Kopf dabei beim regulären Armzug nach unten ausgerichtet bleibt, zur Atmung aber die Rotation aufnimmt und das Gesicht somit zur Seite gewendet wird. Für diejenigen, denen das nicht klar war: So macht man es.

Es gibt aber zwei Bewegungsfehler, die nicht nur Anfänger:innen, sondern häufig auch erfahrenere Triathlet:innen machen. Beide Fehler hängen zusammen: Erstens, der Kopf wird beim Atmen angehoben und das wird, zweitens, dann dadurch unterstützt, dass der Frontarm nach unten gedrückt wird, um sich damit gegen den Wasserwiderstand nach oben abzudrücken. Können wir Fehler 1 vermeiden, dann können wir auch meistens Fehler 2 vermeiden – obwohl letzterer sehr häufig massiv vermustert ist und man erst wieder Kontrolle über diese Bewegung erlangen muss.

Warum sollte es nun vermieden werden, den Kopf anzuheben? Weil es zum einen hydromechanisch zwingend ist, dass dafür ein anderer Teil des Körpers tiefer ins Wasser sinkt. Und das sind meisten die Füße bzw. Beine, was dann in der Folge zu einer schlechteren, weil nicht mehr flachen, Wasserlage führt. Zum anderen muss der Kopf wieder zurück in die Ausgangslage. Und das passiert meistens mit Schwung, der Kopf fällt quasi ins Wasser und mit diesem Impuls sinkt der Kopf kurzfristig selbst tief ein. Die Wasserlage wird noch schlechter.

Jetzt muss man sich genau diese Situation bildlich vor Augen führen, wenn der zweite Fehler betrachtet wird, nämlich das viel zu frühe Ziehen des Frontarms, um den Hub des Kopfes erst zu ermöglichen. Denn wohin zeigt dieser Arm in der Regel in dem Augenblick, in dem der Kopf beginnt, wieder zurück ins Wasser zu sinken? Genau, ziemlich senkrecht nach unten. Es fehlt also jede Tragfläche, um das Einsinken abzufedern, stattdessen „sticht“ man quasi ins Wasser und begünstigt das Absinken durch die Position des Arms noch zusätzlich. Der Fehler potenziert sich also.

Und damit es dann vollständig zu einem Problem wird, führt dieses tiefe Absinken unter die Wasseroberfläche bei vielen Schwimmer:innen dazu, noch viel weniger auf die Ausatmung achten zu können, weil alle Ressourcen dafür benötigt werden, wieder zurück in eine brauchbare Wasserlage zu kommen. Häufig ist dann nach einer Bahn erstmal Pause angesagt… Natürlich lässt sich die Problematik lösen, indem der Frontarm länger liegen bleibt und der Kopf nicht angehoben wird. Aber ganz so einfach ist es eben dann doch nicht… im nächsten Teil werde ich also versuchen, die richtige Technik ein wenig detaillierter zu beschreiben.

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