Obwohl das Atmen der vermutlich natürlichste Vorgang bei Lebewesen ist, gibt es im Zusammenhang mit dem Schwimmen tatsächlich einiges dabei zu beachten. Aufgrund der Vielfältigkeit der Aspekte teile ich das Thema also in mehrere Beiträge auf. Hier bespreche ich erstmal die Grundproblematik.

Es gibt verschiedene Gründe, weshalb das Atmen beim Kraulen so schwer ist. Zum einen ist da die Restriktion, nur alle paar Armzüge atmen zu können. Je nach Zugfrequenz vergeht einige Zeit, bis man wieder die Gelegenheit zum Atmen hat. Ihr könnte ja mal ausprobieren, beim Laufen jeweils drei bis vier Sekunden die Luft anzuhalten und dann zu schauen, wie sich das auf die Laufleistung auswirkt. Schwimmen tendiert immer dazu, anaerob zu sein.

Häufig wird auch unterschätzt, wie schwer es ist, gegen den Wasserwiderstand auszuatmen und das auch noch möglichst explosiv. Die ideale Schwimmtechnik erfordert nämlich, die Luft anzuhalten und erst mit der zweiten Hälfte des letzten Armzugs auszuatmen. Damit macht man sich den Auftrieb einer vollen Lunge für die Verbesserung der Wasserlage zunutze. Allerdings erfordert diese Technik eine enorm gut ausgeprägte Atemmuskulatur. Nicht umsonst haben Schwimmer:innen unter den Leistungssportler:innen das größte Lungenvolumen und können den größten Atemdruck aufbringen.

Schließlich steckt in uns allen auch noch ein wenig Reptilienhirn, das uns regelmäßig nachdrücklich erklärt, dass es keine gute Idee ist, unter Wasser auszuatmen. Weil es unter Wasser mit dem Einatmen halt nicht so klappt. Es spielt also auch Angst eine Rolle.

Eins der am häufigsten von Kraulanfängern geschilderten Probleme bezieht sich dann auch tatsächlich aufs Atmen. Nach einer Bahn ist die Luft meist weg, man bleibt stehen oder wechselt zum 2er-Armzug, damit man häufiger einatmen kann.

Ärgerlicherweise ist das genau die falsche Strategie, auch wenn es erstmal intuitiv richtig erscheint.

Denn das Problem liegt nicht beim Einatmen, sondern beim Ausatmen. Schaffen wir es nicht, ausreichend auszuatmen – beispielsweise, weil wir den Druck nicht aufbringen können oder weil die Hemmung zu groß ist – dann entsteht nicht genügend Raum, um einzuatmen. Steigt dann langsam der Atemdruck, wird die Hürde, richtig auszuatmen, immer größer. Man atmet immer weniger aus, kann dadurch immer weniger einatmen und damit wird der Atemmangel immer größer – bis man entkräftet aufgibt. Der Trick besteht also darin, möglichst viel auszuatmen, was kontraintuitiv erscheint, wenn man ohnehin schon wenig Luft bekommt. Und dennoch die richtige Strategie ist.

Und das ist auch der Grund, weswegen ein 2er-Armzug in der Regel nicht gut funktioniert. Denn die Zeit, die man dabei zum Ausatmen hat, reicht nach meiner Erfahrung weder bei Kraulanfängern noch bei Triathleten aus, um genügend Raum für das Einatmen zu schaffen.

Hier findest du Teil II und Teil III der Serie.

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